Ein paar Tage bevor Olympia los geht muss mein Freund anfangen zu arbeiten. Da dies im Stadtteil Deodoro ist, mussten wir erstmal dort hin gelangen. Vorab haben wir uns bei seinem Chef erkundigt, ob es in Ordnung sei, dass ich dort mit ihm wohne. Uns wurde daraufhin gesagt, dass es kein Problem sei und ich mit in das Hotel könnte. Hätte das nicht funktioniert, dann wäre ich wahrscheinlich garnicht mit nach Rio geflogen, da während den olympischen Spielen für mich die Hotels unbezahlbar sind.
Um etwas Geld zu sparen, verzichteten wir auf das Taxi und fuhren mit der U-Bahn los. Wir wussten gar nicht was uns erwartet, da wir ca. 40km durch die Stadt durch, an das andere Ende mussten. Aus der relativ leeren U-Bahn wurde eine richtig volle, sodass sich die Leute hineinquetschend mussten. Wir standen mit unseren Koffern mittendrin und planten schon wie wir an unserer Station hinausgelangen könnten. Zum Glück stiegen aber viele Leute aus, sodass wir in den Zug umsteigen konnten.
Im Zug liefen ganz viele Händler herum, welche alles Mögliche verkauften. Das Problem keine Zeit beim Umsteigen am Bahnhof zu haben, um sich etwas zu kaufen und dann die ganze Fahrt hungern zu müssen, gibt es hier nicht. Hier bekommt man von Getränken, über Chips, Kaugummis, Mentos, Schokoriegeln, bis hin zu Kopfhörern und Ohropacks alles.
Schon auf der Fahrt überlegten wir, wie wir am besten im Hotel einchecken sollten, da ich ja nicht reserviert hatte. Wir überließen es erstmal dem Zufall und warteten was auf uns zu kam.
Umso weiter wir fuhren, umso vergammelter und dreckiger wurde die Gegend. Überall sah man kaputte und eingefallene Häuser. Da nach unserer Station ein großer Bahnhof kam, fuhren wir einen Stop weiter und nahmen uns von dort ein Taxi. Mit dem ganzen Gepäck hatten wir echt Angst dort noch zwei Kilometer zum Hotel zu laufen.
Da der Taxifahrer das Hotel nicht kannte, fuhren wir nach Navi zu der Adresse. Die Fahrt führte uns durch ein Kasernengebiet inmitten dem unser scheinbares Hotel sein sollte. Wir kamen an Militärstationen und Kontrollposten vorbei.
Am Ziel angekommen, standen wir vor dem abgesperrten und bewachten Kasernengelände Vila Deodoro. Das also sollte unser Hotel sein. Generell ist das ja gar nicht schlimm und vor allem sehr sicher. Aber wie sollte ich ohne Akkreditierung da hinein kommen?!
Das war ein größeres Problem. Wir versuchten den Wachposten unsere Problematik zu erklären. Das war jedoch nicht ganz einfach, da diese fast gar kein Englisch sprachen und wir nunmal kein portugiesisch. Nach einigen Versuchen einigten wir uns darauf, dass mein Freund rein geht und das dort mit der Rezeption klärt. Ohne diese Akkreditierung lassen sie Niemanden hinein, sodass ich vor dem Tor mit unserem ganzen Gepäck warten musste.
Die Soldaten gaben mir sofort einen Stuhl, worauf ich meinte dass ich ruhig stehen kann. Aber sie wussten wohl dass das Ganze eine längere Angelegenheit würde.
Ich saß also mitten zwischen sechs wachestehenden Soldaten. Es verging eine halbe Stunde, es verging eine Stunde, es wurde langsam dunkel. Irgendwann kam dann mein Freund und gab mir ein Feedback. Er musste nach Deutschland zu seiner Firma telefonieren, welche dann eventuell versuchten mir noch eine Akkreditierung auszustellen.
Zwischendurch hatte ich echt ein schlechtes Gefühl, da es nicht so aussah als würde das Ganze noch klappen. Allerdings würde ein Hotel als Alternative nicht infrage kommen, da diese zu teuer sind. Also würde nur noch die Umbuchung des Rückfluges bleiben. Ich stellte mich schonmal darauf ein…
Zur Ablenkung kamen dann die doch netten Soldaten zu mir und wir versuchten uns zu unterhalten. Nachdem ich sie nicht und sie mich nicht verstanden kam ihnen die Idee mit dem Handy. Sie sprachen auf portugiesisch hinein und mir wurde es auf deutsch erzählt. Echt praktisch 😉.
Zwischendurch mussten sie alle Leute und Autos kontrollieren, die hinein wollten. Es wird wirklich nichts ausgelassen und es kommt niemand ohne Kontrolle auf das Gelände.
Nach über zwei Stunden kam mein Freund dann doch endlich mit der guten Nachricht, dass ich auf der Gästeliste stehe und mit hier wohnen darf. Mir fielen tausend Steine vom Herzen.
Ich hoffe nur, dass mein Freund wegen mir jetzt keinen Ärger bekommt bei der Arbeit. Es sollte eigentlich keiner groß mitbekommen und jetzt weiß die ganze Firma bescheid 😦 . Wäre es ein normales Hotel gewesen, hätte es ja niemand mitbekommen, aber so ist es jetzt etwas anderes.
Naja, wir haben ein schönes Appartement in dem mit uns noch ein netten Kollegen wohnt. Das Gelände ist relativ groß und es wohnen sogar einige Sportler hier. Neben dem Restaurant gibt es noch einen Lebensmittelladen, eine Bar, eine Wäscherei, ein Fitnessstudio, einen Basketballplatz, Spielplätze und eine Arztstation. Es ist also für alles gesorgt und extrem gesichert.
Und mitten in dem Gelände ist ein Naturschutzgebiet in dem Äffchen wohnen. Die sind sooo süß ☺️.
Morgens hört man die Wecktrompete aus der Kaserne gegenüber und kurz danach joggen die Soldaten im Gleichmarsch und mit Gesang am Zaun vorbei. Später gibt es dann Schieß- und Hubschrauberübungen im Übungsgelände auf der anderen Seite. Es ist wirklich mal ein Erlebnis.
Wie es weiter geht erzähle ich demnächst 😉.
Schöne Grüße aus dem Militärstützpunkt in Deodoro 😎
Eie wirklich interessante Geschichte, liest sich fast wie ein Abenteuerroman mit gottseidank gutem Ausgang!☺
Lustig fand ich auch die Fotos von den Affen mit ihren menschenähnlichen Gesichtern. 🐒🐵☺ Interessant auch die großen Blüten der Trichterwinde, ich kenne sie nur viel kleiner.😊
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